Power to Change - Die EnergieRebellion

akzent März 2016, Redaktion, Personality

"Wir zeigen den Zusammenhang zwischen der Energiewende und der Lösung des Flüchtlingsproblems"

"Power to Change – Die EnergieRebellion" heißt der neue Film von Carl-A. Fechner, der am 17. März in die Kinos kommt: ein spannender, berührender, bild- und musikgewaltiger Kinofilm und gleichzeitig eine aufwändig und faktensicher recherchierte Dokumentation. akzent traf den Filmemacher, der mit seiner Familie in Engen lebt, in Immendingen am Sitz seiner Firma fechnermedia.

akzent: Sie fordern zur "EnergieRebellion" auf ... Aber ist das noch eine Rebellion, die von der Regierung angeordnet wurde und die fast alle ganz prima finden?

Carl-A. Fechner: Das ist in keinster Weise so, dass die Regierung die Energiewende in einem Maß voranbringen will, wie sich das Millionen von Menschen wünschen. Die Gesetzgebung seit 2014 zeigt, dass die Regierung die Energiewende behindert. Ein Beispiel: Wenn Sie als Energiegenossenschaft eine Windkraftanlage bauen, dann kriegen Sie eine Einspeisevergütung zwischen acht und neun Cent pro Kilowattstunde. Wenn Sie eine Offshore-Windanlage bauen, ist die Einspeisevergütung doppelt so hoch, 15,4 Cent. Offshore-Windanlagen können aber nur große Konzerne bauen. Das ganze heißt zwar Energiewende, aber was sich Konzerne und was sich ein großer Teil der Bevölkerung darunter vorstellen, ist sehr unterschiedlich. Das ist ein Interessenkonflikt, und wir nennen das eine Energierebellion, weil wir glauben, dass die Kraft von unten kommen muss; es braucht ein rebellisches Element, um zu sagen: Nein, das machen wir so nicht mit. So gesehen befördert dieser Film die Emanzipation des Menschen.

akzent: Es geht also nicht nur um den Ersatz von fossiler und atomarer Energie durch erneuerbare Energien, sondern auch um eine dezentrale statt zentrale Energieversorgung, um Unabhängigkeit von großen Energiekonzernen?

Fechner: Die Bevölkerung will die erneuerbaren Energien dezentral ausbauen, auf ihrem Haus, im Vorgarten, auf ihrem Feld eine Anlage errichten. Aber dieser dezentrale Anteil, der eigentliche Teil, wird durch Lobbyarbeit von Konzernen massiv behindert, soll gedeckelt werden, es soll nicht zu schnell gehen. Merkel hat von einer "Atempause" gesprochen.

akzent: Leben am Bodensee besonders viele Energierebellen? Hier ist die Umwelt noch in Ordnung, wir haben saubere Luft, Wasser in Trinkwasserqualität, eine schöne Landschaft und Projekte auf Bürgerebene, zum Beispiel die Energiegenossenschaft Bürgerenergie Bodensee.

Fechner: Aus meiner Wahrnehmung ist hier ein starkes Potenzial. Das hängt damit zusammen, dass hier eine schöne heile Welt ist, eine Landschaft, die dazu einlädt, sich für den Erhalt der Natur einzusetzen.

akzent: Wenn Sie die Energiepolitik der Bodenseeanrainerstaaten vergleichen – wer bekommt den Hauptpreis, wer die rote Laterne?

Fechner: Was das gesellschaftliche Potenziel zum Widerstand betrifft, sind die drei Nationen gleich, die Bevölkerung ist in allen drei Ländern sehr aktiv, aber es gibt eine unterschiedliche Aufnahme von der Regierungsseite. Vorreiter sind die Deutschen. Österreich ist traditionell ein grünes Land, es hat einen viel höheren Anteil an erneuerbaren Energien als wir, weil sie durch die Berge einen hohen Anteil an Wasserkraft haben, und es gibt eine starke grüne kritische Fraktion, mit der wir viel Kontakt haben. Die Regierung der Schweiz setzt aber immer noch auf Atomkraft!

akzent: Alle reden über Flüchtlinge, Sie reden über die Energiewende. Hört Ihnen noch jemand zu?

Fechner: Wir reden auch über Flüchtlinge! Wir zeigen den Zusammenhang zwischen erneuerbaren Energien und der Lösung des Flüchtlingsproblems. Sobald wir durch den Einsatz erneuerbarer Energien die Situation von Menschen rund um die Welt verbessern, beseitigen wir den Hauptgrund dafür, dass Menschen in ärmeren Teilen der Welt ihre Heimat verlassen: Es fehlt ihnen Energie und Strom, deshalb können sie keine kleinteilige oder mittlere Industrie aufbauen, keine Handwerksbetriebe. Das wird in dem Film erfahrbar gemacht. Der Hauptprotagonist ist ein Immigrant, der mit elf Jahren aus dem Iran gekommen ist, als unbegleiteter Flüchtling, völlig mittellos. Heute ist er Chef einer Firma für Messtechnik mit 300 Angestellten. Wir glauben, dass über dem Flüchtlingsthema ein Überthema steht, nämlich die Umstellung der Weltenergieversorgung auf 100 Prozent erneuerbare Energien im dezentralen System. Wenn Sie das einführen, verbessert sich die Lebensqualität von Millionen Menschen, die Arbeit finden, weil sich die ökonomische Situation verbessert. Sie bekämpfen damit auch den Klimawandel, der ein mächtiger Auslöser von Flüchtlingsbewegungen ist. Deshalb glauben wir, mit unserem Film eine Antwort geben zu können auf das Flüchtlingsthema.

Power to Change – Die EnergieRebellion. Film von Carl-A. Fechner | Kinostart 17.03. Konstanz, Scala; Singen, Cineplex | 07.04. Weingarten, Kulturzentrum Linse | 14.04. Geislingen, Gloria Kino Center; | Tuttlingen, Scala | www.powertochange-film.de, www.fechnermedia.de

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